Joringel – halbblättrige weißblühende Sorte für Mischanbau mit Getreide

Winterkörnererbse

In trockenen Jahren dienen die Blätter der vollblättrigen Erbse als größere Assimilationsfläche, welche sich positiv auf den Ertrag auswirken. In feuchten Jahren kann die hohe Blattmasse zu Lager führen, dem soll Joringel entgegenwirken, durch weniger Blattmasse und Ranken, welche die Triticale fest umschließen.

Die Sorte Joringel ist eine weißblühende, halbblättrige, rankende Winterkörnererbse, die für Mischanbau mit Getreide besonders geeignet ist. Die besondere Eignung begründet sich in der späteren Blüte und Abreife, die mit diesen Wintergetreiden harmoniert, und in der mittleren Pflanzenlänge, welche bei sich dichter entwickelnden Getreidebeständen der Beschattung durch das Getreide nach oben ausweichen kann und auch die Hülsenansätze weiter in die Höhe bringt.

Beste Kombinierbarkeit ist mit Wintertriticale im Mischanbau, wobei jedoch auch Winterweizen und Winterroggen standortbezogen und verwendungsorientiert in Frage kommen würden. Im Gemenge verrankt Joringel sehr intensiv mit Triticale und spät in die Lagerneigung geht, sowie Bienen und Hummel anzieht.


Joringel hat eine beträchtliche Winterhärte und konnte die schneelosen Fröste bis -14 °C (2022-2023) auf den nährstoffarmen lehmigen Sandböden sehr gut durchhalten. Die Böden mit besserem Wasserspeicherkapazität und größeren Anteil von organischer Substanz zeigten noch bessere Winterhärte.


Da Wechselfröste und Überflutungen im Frühjahr trotzdem zu Verlusten führen können, wird eine Saatstärke von 70 Körner Erbsen/m² mit 150-160 Körner Triticale empfohlen. Optimaler Aussaatzeit ist Mitte bis Ende September, sodass die Erbse bis Winter eine stakte Wurzelsystem entwickelt und widerstandsfähig ist, sowie Triticale sich genug entwickelt, um genug Auswitterungsschutz zu gewährleisten.   


Hinsichtlich der Pflanzengesundheit hat Joringel zufriedenstellende Ergebnisse erbracht.


Joringel kann sowohl für Futter- als auch für Speisezwecke angebaut werden. Die Ergebnisse der im Jahr 2023 durchgeführten Geschmacksanalyse haben Joringel positiv als eine Erbse mit mildem Erbsengeschmack ohne unerwünschte bittere Noten gezeigt.  


Rohproteingehalt auf den nährstoffarmen Böden von 35 bis 45 Bodenpunkten schwankte innerhalb von letzten 5 Jahren im Rahmen von 20 bis 25% von Trockenmasse.


Die Sorten Jorinde (vollblättrig) und Joringel (halbblättrig) sind nahverwandte Vollgeschwister, die sich in der Blattform unterscheiden und daher in der Kombination die bessere Beschattung mit der besseren Verrankung vereinen. Das müsste sich aber noch in der Praxis bewähren, denn die eigenen Versuche dazu zeigten nur geringe Effekte, die noch dazu von der Intensität der Bestandesentwicklung abhängig waren.

Anfragen zu Saatgut von Joringel richten Sie bitte an Öko-Korn-Nord (Tel.: +49-4138-5106-0). Auch Unternehmen, die Z-Saatgut aus Basissaatgut erzeugen möchten, wenden sich bitte zunächst an Öko-Korn-Nord.

Für Saatgutbestellungen beachten Sie bitte die angebotene Korngröße (TKG). Eine Saatstärke von 70 Körner/m² Erbsen und 150-160 Körnern/m² Triticale wird empfohlen.

Bei Demeter-Erzeugnissen unter Verwendung von Joringel darf darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine "biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte" handelt. Dies wurde mit Datum vom (steht noch aus) vom Demeter eV bescheinigt. Bei allen anderen ökozertifizierten Erzeugnissen kann darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine "ökologisch gezüchtete Sorte" handelt.

Mehr zur Zertifizierung biologisch-dynamisch gezüchteter Sorten in den Demeter-Pflanzenzuchtrichtlinien.

Die Erbsensorte „Joringel“ ist ein Selbstbestäuber und stammt aus der Kreuzung der genetischen Ressource „Griechische“ mit der kleinwüchsigen, weißblühenden, halbblättrigen Sorte „Windham“, die im Jahr 2008 vorgenommen wurde. "Griechische" geht auf ein Muster der Genbank Gatersleben zurück, dass von der Uni Witzenhausen angebaut worden war und schon im Jahr 2007 von Christian Schüler übermittelt wurde. Die Selektion in Darzau wurde mit einer Probe aus dem Anbau des Kreuzungsramsches auf der Domäne Frankenhausen begonnen, die von P.Urbatzka und T.Haase aus der Ernte 2012 übermittelt worden war. Eine Nachkommenschaft in der 5. Filialgeneration wurde in eine rankende und vollblättrige Variante aufgegliedert. Die rankende Joringel wurde dann nach der Stammbaummethode aus 1 Pflanze der Generation F6 gebildet. Die Arbeiten fanden unter biologisch-dynamischen Anbaubedingungen auf den Flächen der Biobetriebe im Umfeld von Darzau statt. Unter der BSA-Kenn-Nr. EF1017 wurde Joringel im Dezember 2023 vom Bundessortenamt zugelassen.

Die Angaben zur Werdegangbeschreibung wurden von Karl-Josef Müller und Maryna Voloshyna verfasst.

Zuletzt aktualisiert: 24.04.2024

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